Leitbild
Beschlussvorlage zur Landeskonferenz 2016
Leitbild der Aidshilfe Niedersachsen Landesverband e.V. (AHN)
Entstehung
Die AHN wurde als Niedersächsische AIDS-Hilfe Landesverband e.V. 1987 von engagierten Aidshilfe-Mitarbeiter_innen regionaler Aidshilfen gegründet in dem Bestreben, der Aids-Krise noch effektiver begegnen zu können. Es war Wunsch einzelner Aidshilfen, Arbeitsabläufe zu bündeln und eine Koordinierungsstelle zu etablieren. Im Zuge dieser Institutionalisierung, die auch eine Professionalisierung und Diversifizierung beinhaltete, wurden wir als Aidshilfe Niedersachsen zum Dachverband und zur Vertretung für unsere landesweit ansässigen Mitgliedsorganisationen. Dazu gehören neben den regionalen Aidshilfen weitere, ergänzend zur HIV/Aids-Thematik arbeitende Organisationen mit speziellen Angeboten. Wir sind Mitglied der Deutschen AIDS-Hilfe e.V. (DAH).
Der Landesverband wurde als Dachorganisation ins Leben gerufen und ist nicht nur integrativer Bestandteil, sondern ein eigenständiges Element der Aidshilfe-Arbeit. Der Landesverband wird von seinen Mitgliedsorganisationen getragen und kontrolliert.
Unser Anspruch
Unser Handeln wird geleitet von den humanistischen Prinzipien der Gewalt- und Gewissensfreiheit und beinhaltet die Akzeptanz verschiedener Weltanschauungen und Lebensweisen. Wir als Landesverband und unsere Mitgliedsorganisationen orientieren uns an den Lebenswelten unserer Zielgruppen. Unser Engagement gilt den Menschen, die mit HIV/Aids leben oder von HIV/Aids sowie anderen sexuell oder beim Drogengebrauch übertragbaren Infektionen betroffen sind.
Grundlage unserer Arbeit sind die Richtlinien der ‚Strukturellen Prävention‘, die auf eine Verknüpfung von Verhaltens- und Verhältnisprävention abzielen. Somit steht der Abbau von gesellschaftlichen Benachteiligungen aufgrund einer HIV-Infektion, der sexuellen oder geschlechtlichen Identität, von Drogengebrauch sowie von Sexarbeit im Zentrum unserer Arbeit.
Unsere Ziele
Wir als Dachverband setzen uns gemeinsam mit unseren Mitgliedsorganisationen für folgende Ziele ein:
- Erhaltung und Förderung sexueller Gesundheit
- Gesellschaftliche Akzeptanz und Solidarität gegenüber Menschen mit HIV/Aids
- Verbesserung des Rechts auf Selbstbestimmung und der Lebensverhältnisse unserer Zielgruppen, insbesondere Menschen mit HIV/Aids. (Selbsthilfe/Vernetzung, Partizipation, Emanzipation)
- Gesellschaftliche Akzeptanz von vielfältigen Lebensweisen, sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten sowie die Entstigmatisierung von Sexarbeit
Unser Auftrag
Als Dachverband arbeiten wir synergistisch und nicht kompetitiv zu unseren Mitgliederorganisationen:
Unsere Aufgaben liegen daher besonders in einer überregionalen Impulsgabe, Willensbildung und gemeinsamen Interessensvertretung nach außen. In diesem Sinne sind wir Ansprechpartner für die folgenden drei Adressatengruppen:
1. Mitgliedsorganisationen
Für unsere Mitgliedsorganisationen bieten bzw. übernehmen wir folgende Angebote und Aufgaben:
- Vertretung gegenüber landesweiten Behörden, Verbänden und anderen Einrichtungen der Gesundheits- und Wohlfahrtspflege
- Überregionale Vernetzung und Koordination
- Beratung in sachlichen und organisatorischen Angelegenheiten
- Organisation von Fortbildungen und Fachtagungen
- Akquise von Drittmitteln
Als Landesverband setzen wir die Beschlüsse unserer Mitgliedsorganisationen gemäß unserer Satzung um.
2. Öffentlichkeit und Politik
Wir informieren Presse, Politik und Öffentlichkeit über unsere Aktivitäten und die unserer Mitgliedsorganisationen. Wir vertreten die landesweite Aidsarbeit gegenüber der Landesregierung, Landesbehörden und Verbänden.
3. Menschen mit HIV/Aids
Für diese Adressatengruppe sind wir parteilich und betreiben
- politische Antidiskriminierungsarbeit auf Landesebene
- Förderung von Selbsthilfestrukturen und Interessenvertretung
Unsere Netzwerke
Die AHN ist nach innen und außen in verschiedene Netzwerke und Verbände eingebunden, um an einem Informationsaustausch teilzuhaben und unsere Interessen vertreten zu können. Unsere Bündnis- und Kooperationspartner_innen tragen zum Erfolg unserer Arbeit bei. Wir suchen zielorientiert nach strategischen Allianzen und arbeiten mit unseren Kooperationspartner_innen arbeitsteilig zu spezifischen Schwerpunktthemen (z. B. Gesundheit, Arbeit, Haft, Migration) lösungsorientiert zusammen.
Da die epidemiologische, medizinisch-therapeutische und gesellschaftliche Entwicklung einem anhaltenden, inhaltlichen und strukturellen Wandlungsprozess unterworfen ist, leistet der Landesverband eine moderierende Unterstützung der Mitgliedsorganisationen bei der Gestaltung dieser Prozesse. Unsere Bemühungen sind stets subsidiär und dienen der Stärkung eigenständiger Mitgliedsorganisationen.
Dieser Strukturwandel zeichnet sich aus durch eine stärkere Diversifizierung von Zielgruppen und Themen. Dies erfordert eine übergreifende Koordination durch den Landesverband oder einzelne Mitgliedsorganisationen.(1)
Der Wandel zeigt sich auch durch einen immer stärkeren Wettbewerb um die finanzielle Absicherung der Arbeit und zunehmend konzertierte Projektmittel-Akquise und -Verwaltung.
Wir als Dachverband verstehen uns bei diesen Entwicklungen in der Rolle eines Vernetzers, Impulsgebers und Starthelfers. Im ständigen Dialog mit unseren Mitgliedsorganisationen, im transparenten und wechselseitigen Informationsaustausch sowie aktiver und gegenseitiger Unterstützung liegt der Erfolg dieser gemeinsamen Zukunftsgestaltung.
Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung
Als Grundlage unserer Arbeit dienen die seit 1996 fortgeschriebenen „Standards der Niedersächsischen Aidshilfearbeit“. Diese werden kontinuierlich weiterentwickelt.
Tragende Elemente der Qualitätssicherung sind der Erfahrungsaustausch und die Fachdiskurse in den verschiedenen Arbeitskreisen.
Der Fachbeirat ist das gemeinsame Organ der Mitgliedsorganisationen und des Landesverbandes zur Qualitätssicherung. Die Interventionen des Fachbeirates erfolgen in Form von Empfehlungen und im Bewusstsein, dass die Autonomie der Mitglieds-organisationen unantastbar bleibt.
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Endnote
(1) In diesem Kontext entstanden landesweite Initiativen, unter anderem »Netzwerk Positiv in Niedersachsen« (PRO+), »Schwule Vielfalt erregt Niedersachsen« (SVeN), »Aids, Kinder und Familie« sowie »Baobab – zusammensein« als transkulturelles Netzwerk.
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