Für die HIV-Prophylaxe zahlt jetzt die Kasse
PrEP wird am 1.9. Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung
Deutsche Aidshilfe begrüßt breite Verfügbarkeit einer weiteren Safer-Sex-Methode. Jetzt für Versorgungssicherheit sorgen.
Ab dem 1. September ist die HIV-Prophylaxe PrEP eine reguläre Leistung der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV). Bei Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko übernehmen sie die Kosten für das Medikament und die erforderlichen Begleituntersuchungen. So regelt es das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG).
Dazu sagt Björn Beck vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe (DAH):
„Die Einführung der PrEP als Kassenleistung ist ein Meilenstein für die HIV-Prävention: Eine weitere Möglichkeit, sich vor HIV zu schützen, wird leichter zugänglich – unabhängig vom Geldbeutel. Jetzt geht es darum, dass auch alle von PrEP erfahren, die sie brauchen, und dass ausreichend geeignete Praxen zur Verfügung stehen.“
Die DAH startet darum unter dem Hashtag #PrEPistda einen Aktionsmonat. Sie fordert zudem die Privaten Krankenversicherungen auf, ebenfalls die Kosten für die PrEP zu übernehmen. Hier bietet sich zurzeit noch ein uneinheitliches Bild.
Eine weitere Schutzmethode
Mit der Kassenfinanzierung wird sich die PrEP weiter etablieren und in den nächsten Jahren viele Tausend HIV-Infektionen in Deutschland verhindern – laut einer Studie rund 21.000 bis zum Jahr 2030. Das wird auch dem Gesundheitssystem viel Geld sparen.
Die PrEP wird andere Schutzmöglichkeiten dabei nicht ablösen, sondern ist eine von drei heute verfügbaren Methoden, um beim Sex eine HIV-Übertragung zu vermeiden. Die anderen beiden sind Kondome und die Schutzwirkung der HIV-Therapie (sie verhindert auch die Übertragung von HIV).
Die Deutsche Aidshilfe begrüßt diese Vielfalt an Möglichkeiten: „Schutz vor HIV gelingt am besten, wenn Menschen die Methode wählen können, die am besten zu ihnen persönlich und der jeweiligen Situation passt“, betont DAH-Vorstand Björn Beck.
Engpässe in der ärztlichen Versorgung
Die PrEP dürfen auf einem Kassenrezept nur Ärzt_innen verschreiben, die auf HIV spezialisiert sind oder auf andere Weise eine entsprechende Qualifikation nachweisen können; erforderlich ist dann eine Hospitation und eine Mindestanzahl bereits behandelter HIV- oder PrEP-Patient_innen. Diese hohen Hürden werden nach Einschätzung der Deutschen Aidshilfe zu Versorgungsengpässen führen, zum Beispiel in kleineren Städten und auf dem Land. In manchen Regionen gibt es keine oder kaum HIV-Schwerpunkt-Praxen.
Dazu Björn Beck: „Wir brauchen eine Lösung, die lange Wege vermeidet und Überlastung von Arztpraxen vorbeugt. Die fachliche Qualifikation lässt sich auch auf leichtere Weise sicherstellen. Es darf nicht passieren, dass Menschen aufgrund fehlender Angebote von dieser Schutzmethode abgeschreckt werden – das könnte vermeidbare HIV-Infektionen zur Folge haben.“
Die Deutsche Aidshilfe hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung und den GKV-Spitzenverband, die die Regeln zur PrEP-Verschreibung erstellt haben, in einem Brief aufgefordert hier nachzubessern.
Bei der PrEP nehmen HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament mit zwei Wirkstoffen ein und sind damit vor einer Ansteckung geschützt. Das Medikament verhindert, dass HIV sich in Körperzellen festsetzen kann, wenn es zu einem Kontakt mit dem Virus kommt.
Für manche Menschen, die sich bisher nicht immer vor HIV geschützt haben, ist die PrEP die beste Möglichkeit: Sie wirkt unabhängig vom Verhalten in einer konkreten sexuellen Situation. Anders als bei Kondomen können Leidenschaft, Rausch oder Ängste nicht dazu führen, dass die Anwendung unterbleibt. Zudem sind PrEP-Nutzer_innen nicht auf die Mitwirkung der Partner_innen angewiesen. PrEP nimmt auch Ängste und macht so bei manchen Menschen eine lustvolle Sexualität erst wieder möglich.
Die meisten Menschen vertragen das Medikament gut. Treten Nebenwirkungen auf, lassen sie sich in der Regel gut handhaben.
Tests auf Geschlechtskrankheiten – nicht nur bei PrEP!
Unverzichtbar ist bei einer PrEP die medizinische Begleitung. Dazu gehören regelmäßige HIV-Tests und die Überprüfung der Nierenwerte. Im Rahmen der PrEP-Versorgung sind auch routinemäßige Tests auf andere sexuell übertragbare Infektionen möglich und wichtig.
„Dass hier etwas für frühe Erkennung und Behandlung von Infektionen getan wird, ist gut für die Gesundheit und verhindert weitere Übertragungen. Diese Regel kann als Vorbild dienen. Es gibt keinen Grund, die Kostenübernahme auf die PrEP zu beschränken: Regelmäßige Checks sollten dringend bei allen Menschen von der Krankenkasse bezahlt werden, die Bedarf haben“, sagt Björn Beck.
Teilen auf