HIV und Hepatitis in Haft: Mehr Prävention notwendig
Hannover. Zum Tag der sexuellen Gesundheit am 4. September fordert der Landesverband Sexuelle Gesundheit Niedersachsen mehr Präventionsangebote für Menschen in Haft. „Sex und Drogengebrauch gehören zur Realität in niedersächsischen Gefängnissen, deshalb ist es notwendig, auch dort für mehr Informationen zu sorgen“, sagt die Geschäftsführerin des Verbandes, Christin Engelbrecht.
Das HI-Virus wird Studien zufolge in Gefängnissen circa zehnmal so häufig weitergegeben wie in der Allgemeinbevölkerung. „Wir dürfen das Thema nicht verdrängen“, mahnt Engelbrecht.
Neben HIV erreichen auch die Übertragungszahlen von Hepatitis C in Gefängnissen ein vielfach höheres Maß als in der Allgemeinbevölkerung. „Hier müssen wir dringend die Ursachen erkennen, benennen und ihnen entgegenwirken“, betont Engelbrecht.
Dringend nötig sei der anonyme Zugang zu Kondomen, mehr Substitutionsangebote, der Zugang zur Prä-Expositionsprophylaxe und sterile Spritzen. Verstärkt werden müssten aber auch Beratung, Information und Prävention – „dafür bieten sich in der Haft gute Rahmenbedingungen“, sagt Engelbrecht.
Die Aidshilfen bieten daher auch Testangebote für Menschen in Haft an. Bei der Behandlung HIV-positiver Menschen in Haft komme es entscheidend auf die Sorgfalt der behandelnden ärztlichen Person an. „Moderne Therapien senken die Viruslast im Blut auf das Level ‚nicht nachweisbar‘ und verhindern damit auch eine Übertragung.“
Um auf diese Themen aufmerksam zu machen, veranstaltet der Landesverband Sexuelle Gesundheit am 15. September in Hannover eine Fachtagung mit dem Titel „HIV und Hepatitis in Haft“. Dort tauschen sich Vertreter*innen aus Politik, Medizin und Verwaltung gemeinsam mit den Akteur*innen des Landesverbandes Sexuelle Gesundheit über Modellprojekte, Chancen und Grenzen der Präventions- und Therapiearbeit aus.
Das Problem gehe weit über Niedersachsen hinaus, stellt Engelbrecht klar. „Weltweit haben wir das ehrgeizige Ziel, die Ausbreitung von HIV und Hepatitis bis 2030 zu eliminieren – deshalb müssen wir die Ansteckungen in Haft nachhaltig eindämmen.“
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